Deutscher SPIELRAUM-Preis 2021

Spielplatz Amann – Quartier Bönnigheim

Warum so und nicht anders? Konzept, Idee und Leitfaden zum Thema GEMEINSAM

Der Spiel- und Erlebnisraum ist wesentlicher Bestandteil der städtebaulichen Freiraumgestaltung entlang der Auenbereiche des Mühlbachs vom Schloßplatz im Ortszentrum bis zu den Sportanlagen und dem Freibad am Ortsrand.

Die Gestaltungsintensität nimmt dabei kontinuierlich ab. Von der strengen urbanen Platzgestaltung mit Café am Schloss schlängelt sich der Uferweg entlang des Mühlbachs, begleitet von Sitzterrassen bis zu den Spielflächen in den Auenbereichen. Hier öffnet sich der Weg in Wiesenpfade für Forscher und Entdecker, sowie wassergebunden Splittwege für Flanierende oder Besucher mit Kinderwagen, Gehhilfen oder das Dreirad der Kleinsten.

Der Mühlbach als blaues Band ist Orientierung und Anziehungspunkt. In Form eines Wasserbeckens am Platz, einer Sitzterrasse in der Parklandschaft oder als bespielbare Furt in der Aue. In allen Bereichen übt er eine Anziehungskraft auf große und kleine Besucher aus. Alle GEMEINSAM finden dabei ihre Aufenthaltsbereiche, Plätze oder Spielmöglichkeiten, werden inspiriert vom Ort, haben Lust am Verweilen und an der Begegnung.

Miteinander und Gemeinsam wird die Freizeit- und Erholungslandschaft zum Erlebnisraum.

 

Interpretation des Wettbewerbsthemas

Vorrangiges Ziel war es, neben der naturnahen und erlebbaren Gewässergestaltung mit dem Mühlbach als blauem Band der Identifikation, Aufenthaltsbereiche für verschiedene Alters- und Nutzergruppen zu schaffen.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene, ob mit oder ohne Handicap, finden Verweilpunkte und Rückzugsorte mit Blick über die Wiesenaue genauso, wie auch attraktive und zeitgemäße Spiel- und Freizeitangebote im Grünen.

Der Skatepark im Übergang zwischen Stadt und Landschaft wurde in die Platzfläche an der zukünftigen Stadthalle integriert. Mit seiner Profilierung reagiert er auf die Topographie und tritt zurückhaltend in Erscheinung. Als attraktiver Skateplatz zieht er Jugendliche mit Ihren Eltern aus dem Ort und den umgebenden Gemeinden an.

Das vorwiegend aus dynamischen Bewegungselementen, wie z.B. Trampolin, Schaukel, Rutsche und Karussell bestehende Spielband folgt hingegen dem geschwungenen Bachlauf. Rasenhügel, Balancier- und Kletterstämme mit Eiszeitfindlingen gliedern den Raum. Alle Spielgeräte sind barrierefrei erreichbar und von den Sitzbänken und Liegewiesen aus gut einsehbar.

Im lichten Schatten der vorh. Weiden wurden die flachen Uferzonen in die Gestaltung des Wasserspielplatzes integriert. Eine Furt quert den Bachlauf und lädt zum Bauen und Matschen ein.

Das neue attraktive Kleinspielfeld mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten zwischen Kleingartenanlage und Spieleband war ein großer Wunsch der Jugendlichen als Ergänzung zu vorrangig dem Vereinssport zu Verfügung stehenden Sportflächen am Ende des Grünzugs.

 

Auswahl von Spielgeräten und Materialien

Bei der Auswahl und Gestaltung von Spielgeräten, Objekten der Ausstattung und den Baustoffen wurden Kriterien der Nachhaltigkeit, des Spielwerts und der Qualität und Haptik vorangestellt.

Auf der Grundlage des Gesamtkonzepts wurden die verschiedenen Spielelemente ausgewählt, ggfls. mit den Herstellern zusammen modifiziert, entsprechend den Anforderungen der Auftraggeber angepasst und für den geplanten Standort weiterentwickelt.

Bei der Skateanlage wurde bewusst auf den Bau eines Pools aus Ortbeton verzichtet. Die individuelle Kombination aus Formteilen der Hersteller mit der Sitzstufenanlage, den Treppen und Handläufen war der Gestaltungsleitfaden um die Anlage in die Platzfläche homogen zu integrieren und damit auch eine Symbiose zwischen Platz- und Freiraum herzustellen. Diese Kombination aus klassischen Elementen und der individuellen Gestaltung wie z.B. der Wasserspielplatz, die Furt oder Skateanlage unterstreicht die Reaktion auf den Ort.

Eine Überformung oder dominante Gestaltung zugunsten eines Nutzers war nicht gewollt. Es wurde eine Spiel- und Erlebnisraum für alle geschaffen. In diesem begegnen sich alle GEMEINSAM mit Respekt.

 

Grünkonzept:

Es ist das Ziel, die raumbildenden Baumreihen entlang des Schlosses über die Burgstraße hinweg fortzuführen und die vorhandenen, standortprägenden Weiden durch lockere Baumgruppen und Einzelbäume zu ergänzen. Die naturnahen Wiesenbereiche begleiten den Mühlbach und werden in den intensiv genutzten Bereichen in Rasenflächen überführt. Der Charakter des Grünzugs entlang des Mühlbachs, vom Ortszentrum bis in die Auenlandschaft wird gestärkt. Es entstehen intensiv gestaltete Platzflächen, Wiesenräume mit schönen Aussichten und Baumüberstellte Spiel- und Erholungsbereiche.

Die übergreifenden Entwicklungsziele einer naturnahen und erlebbaren Gewässergestaltung werden dabei mit verschiedenen Maßnahmen umgesetzt:

–       Abgeflachte Böschungen

–       Trittsteine am Bach zur Zugänglichkeit

–       Holzdeck als Sonnenterrasse am Ufer

–       Naturnahe Ufergestaltung eingebettet in die Wiesenaue

–       Auswahl autochthonen Pflanzenmaterials

–       Individuell zusammengestellte Saatgutmischungen

 

Erreichbarkeit und Verbindung zu den angrenzenden Räumen

Der durch den gesamten Grünzug verlaufenden Mühlbach wird von zwei Wegen begleitet. Eine geradlinige Verbindung entlang der alten Schloßmauer nimmt die Besucher aus dem Stadtraum und den Parkplätzen im Norden auf. Ein geschwungener Parkweg folgt eng dem Mühlbach und ist über Stichwege mit den Wohnquartieren und deren Freiräumen verknüpft. Beide Wege führen über die Burgstraße hinweg in das Spiel- und Freizeitgelände und werden von Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten begleitet. Der wassergebundene Weg vom Schloßplatz kommend, wird dann als durchgehender Weg im Spieleband fortgeführt und von den verschiedenen Attraktionen gesäumt.

Die nördliche Promenade, die später an der geplanten Stadthalle entlang führt, wird bis zur Platzgestaltung an der Skateanlage als Stadtkante zum Naturraum verlängert. Von diesem wichtigen Trittstein aus führt der Gehweg entlang der Bachstraße oder Pfade über den Mühlbach in die Auenbereiche.

 

Planungsablauf

Das Projekt basiert auf dem städtebaulichen Entwurfs des Büros Eble Messerschmidt Partner aus Tübingen. Im November 2015 wurde ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt aus dem unser Büro als erfolgreicher Preisträger hervorging. In der Planungs- und Ausschreibungsphase bis Dezember 2016 wurde ein Beteiligungsverfahren durchgeführt. Mit ca. 15 Jugendlichen wurde mehrere Workshops durchgeführt, um die Ziele und Anforderungen der Planung zu definieren. Besonders beeindruckend war dabei die soziale Kompetenz der Jugendlichen. Es wurde großen Wert darauf gelegt, dass alle Alters- und „Könnerstufen“ Elemente und Ihren Freiraum zum Spielen finden.

Des Weiteren fanden regelmäßig Abstimmungsgespräche mit den Vertretern der öffentlichen Belange, Gutachtern und Sonderfachleuten statt.

Unter anderem wurde dabei das gesamte Konzept aus Skateanlage, Spielplatzflächen, Gewässerrenaturierung und Kleinspielfeld mit dem TÜV-Süd abgestimmt, sowie die Anordnung von Spielgeräten und den Bolzplatzflächen im Gebiet des Mühlbachs mit dem Landratsamt erörtert.

 

Gesamtfläche  ca. 5.300  qm

Planungszeit  November 2015 – Dezember 2016

Bauzeit  Mai 2017- Mai 2018

Kosten ca. 645.000,- Euro brutto

Bauherr Stadt Bönnigheim

Weitere Wettbewerbe und Auszeichnungen